Persönliche Resilienz, strukturelle Resilienz
NLP und Resilienz
Resilienz bezeichnet als Vermögen, an Krisen nicht zu zerbrechen, sondern zu wachsen. Gemeint ist ein Bündel
unterschiedlicher Kompetenzen, die in der Forschung gemeinhein als "Säulen der Resilienz" bezeichnet
werden. Am häufigsten findet sich das Konzept der "7 Säulen": Akzeptanz des Gegebenen, Optimismus,
Handlungsfähigkeit, Verantwortungsbereitschaft (Verlassen der Opferrolle), Lösungsorientierung, Netzwerkpflege
und Zukunftsorientierung. Ich füge dem als zusätzliche "Säule" die Selbstfürsorge hinzu, weil sie ansonsten
allzu leicht vergessen wird. Bei allerbesten resilienten Potenzialen kann ich nur dann auch resilient wirksam
werden, wenn es mir persönlich gut geht, wenn ich Kraft und die nötige innere Balance habe.
Die NLP stellt ein riesiges Repertoire an Möglichkeiten bereit, an diesen verschiedenen "Säulen" effektiv und
bereichernd arbeiten zu können.
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Bedarf und Potenziale der eigenen Resilienz erkennen
Wenn Menschen in Krisen geraten, erleben sie das oftmals als umfassende Gefahr und Problematik, obwohl sich
bei genauerem Hinsehen ebenso oft zeigt, dass trotz aller Widrigkeiten bestimmte Bereiche und Potenziale
nur partiell oder womöglich gar nicht betroffen sind, so dass gerade diese sich als Ansatz- und Stützpunkte
anbieten, um die Bewältigung der Krise anzugehen. Vielleicht lassen mir meine Umwelt oder meine Verhaltensmuster
keine geeigneten Möglichkeiten, konstruktiv an der Überwindung der Krise zu arbeiten, aber ich habe womöglich
immer noch ein gut ausgestattetes Repertoire an Fähigkeiten und lebe in gesicherten und verlässlichen Netzwerk-
Strukturen, aus denen ich Kraft gewinnen kann.
Das in der Rubrik "NLP" vorgestellte Konzept der neurologischen Ebenen (R. Dilts) nutzen wir hier in diesem
Sinne als Diagnose-Tool für persönliche Resilienz: Welche Ebenen der Persönlichkeit werden derzeit durch eine
Krise arg beeinträchtigt oder in Mitleidenschaft gezogen? Welche sind nur partiell betroffen? Auf welche
(unbetroffenen) kann ich jetzt direkt aufbauen? Mit dieser Bestandsaufnahme lässt sich differenzierter
erfassen, dass eine Krise nicht zwingend die gesamte Persönlichkeit beeinträchtigt, sondern dass durchaus
immer noch Möglichkeiten zur Selbstwirksamkeit und zu persönlicher Veränderungsarbeit gegeben sind.
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Selbstfürsorge
Wenn wir Krisen durchleben und diese konstruktiv gestalten möchten, benötigen wir Kraft. Krisen sind in der
Regel Stressoren, denen wir immer wieder etwas entgegensetzen sollten, was uns entspannt und zur Ruhe kommen
lassen kann. Dabei geht es um mehr als ein Innehalten im Alltag, das uns ermöglicht, uns endlich wieder einmal
darauf zu fokussieren, was wir erkennen und ändern sollten. Ohne die nötige innere Ruhe gelingt uns schon das
Innehalten nicht gut.
Es gibt zahlreiche Ansatzmöglichkeiten, um Unruhezuständen und Stressattacken entgegen zu wirken. In der
folgenden Übung geht es um den "Körperscan", eine Anwendung aus dem Yoganidra, in der Hypnose/Selbsthypnose
und östliche Versenkungsmethoden miteinander verflochten werden. Mit ein wenig Übung gut investierte 10 Minuten,
um effektiv zur Ruhe zu kommen.
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Optimismus
Man tut gut, die Dinge zu akzeptieren, wie sie sind: als Gegebenheiten, die nun einmal da sind. Die einen lassen
sich verändern, andere nicht. Aber nur wenn jemand in der generellen Linie innerlich davon ausgeht, dass die
Gegebenheiten und Entwicklungen, wie sie sind, sich auf Dauer zum Guten verändern und dass daraus wieder etwas
erwächst, was weiterführende Lösungen darstellt und uns selbst weiterbringt, kann er die Motivation entwickeln,
an solchen Entwicklungen und an der Überwindung der Krisensymptome zu arbeiten. Einem Optimisten muss es somit
nicht jederzeit gutgehen; er ist aber davon überzeugt, dass es wieder besser wird.
Bisweilen kann es schwierig sein, den nötigen Perspektivwechsel vorzunehmen, um sehen zu können, dass auch in
Krisenzeiten nicht alles schlecht ist und vor allem so manches, was als Mangel und Schlechtes wahrgenommen wird,
durchaus auch seine gute, bereichernde Seite hat. Die folgende Übung soll räumlich und körperlich die Erfahrung
unterstützen, dass Vieles eine Frage des Standpunkts, der Sichtweise oder Perspektive ist. Es macht also Sinn,
sich zu bewegen - die körperliche soll die mentale auslösen.
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Verantwortungsbereitschaft
In der NLP resultiert die Selbstverantwortlichkeit bereits aus der Annahme einer einzigartigen "inneren Landkarte"
bei jedem Menschen: Da jeder Mensch sein eigenes Weltbild hat und sich auf dessen Basis auch verhält, lässt sich
ableiten, dass somit kein Weltbild objektiv wahr oder alleine richtig sein kann. Vielmehr existieren
unterschiedlichste Deutungs- und Erklärungsmodelle unterschiedlicher Menschen gleichwertig nebeneinander.
Wenn wir das akzeptieren, macht uns diese Einzigartigkeit unserer persönlichen Weltsicht für alles, was wir tun oder
lassen, verantwortlich. Andere Menschen dafür verantwortlich zu erklären, dass sie etwas getan haben, worunter wir
nun leiden, ist somit eine problematische Denkhaltung: Wir reagieren zwar auf andere Menschen, aber welche Reaktion
wir zeigen oder wählen, resultiert aus unseren individuellen Maßstäben.
Dazu gehört auch der Umgang mit unseren biografischen Prägungen. Sicherlich übernehmen wir von anderen Menschen
im Zuge unserer Erziehung Werte, Überzeugungen und Verhaltensmuster, aber im Zuge unserer weiteren persönlichen
Entwicklung können wir diese Beeinflussungen auch ändern. Am Beispiel der Stimme unseres "inneren Kritikers"
können wir erkennen, wie oft wir das aber gerade nicht tun: Die Bewertungen unseres Verhaltens kommen dann aus
übernommenen Maßstäben, die in der Regel nicht zu unserem Leben passen, dieses aber immer noch mit regulieren.
Diese Regulationen erleben wir in den Kommentaren des inneren Kritikers. Diese Botschaften können wir aber auch
verändern und übernehmen dann Selbstverantwortung in unserer Entwicklung.
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Netzwerk
Wenn die innere Orientierung nicht stabil ist, können externe Orientierungshilfen weiterbringen. Das kann
fachliche Hilfe sein, eine vermittelnde Information, finanzielle Unterstützung, aber genauso menschliche
Hilfe wie ein Feedback, Ratschlag, eine Zusammenarbeit oder schlichtweg jemand, der einfach nur „da“ ist,
wenn man ihn braucht. Auch später, wenn die Krisenbewältigung bereits fortgeschritten ist, jemand seine
Lösungsentwürfe bereits kennt und die Umsetzung seiner künftigen Ziele plant, fängt er an, die benötigten
Ressourcen zu suchen und zu mobilisieren, und dazu zählen neben all den Fähigkeiten und Kompetenzen, die in
der Person selbst liegen, auch jene, die er unterstützend von anderen Menschen einbeziehen kann.
Resiliente Menschen beginnen rechtzeitig damit, ein geeignetes Netzwerk aufzubauen, und das setzt wiederum
die Bereitschaft voraus, auf andere Menschen zuzugehen und sie in positiver Weise so anzunehmen, wie sie sind.
Zur Netzwerkpflege zählt aber ebenso, immer wieder zu überprüfen, ob Krisenerscheinungen womöglich aus dem
eigenen Netzwerk entstehen, ob die bestehenden Kontakte tatsächlich hilfreich sind oder ob Anteile des
bestehenden Netzwerks eventuell einer Revision bedürfen.
Die folgende Übung dient etwa einer solchen Durchleuchtung des eigenen Netzwerks, in diesem Fall allerdings
weniger in einer revisionistischen Absicht, sondern um sich dieser kraftvollen sozialen Ressource einmal zu
vergewissern, wenn man sie braucht. Der Name ist abgeleitet von einer anderen Ressource-Übung, die "Moment of
Excellence" heißt.
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